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Wachenbuchen

Auszüge aus dem Buch "Liebenswertes Wachenbuchen" von Peter Heckert, erschienen im CoCon-Verlag Hanau ISBN 3-928100-54-8

Wappen von Wachenbuchen

Wappen von Wachenbuchen

 

Übersicht:
Woher kommt der Name Wachenbuchen?
Die Geschichte Wachenbuchens
Vom Dorf zur Stadt

Woher kommt der Name Wachenbuchen?

Wenn man nicht weiß, woher der Name eines Ortes kommt, dann behauptet man einfach: Der Name kommt von seinem Gründer. So findet man in vielen Festschriften zu Vereinsjubiläen die Angabe, Wachenbuchen sei von einem gewissen "Wacho" gegründet worden. Dieser soll natürlich Burgherr auf der südliche von Wachenbuchen gelegenen Burg derer von Buchen gewesen sein.

So steht es auch in der Orientierungsschrift, die 1966 von der Gemeindeverwaltung herausgegeben wurde. "Wacho" war einer der Herren von Buchen, am liebsten natürlich der erste von ihnen. Er hätte dann auf der Anhöhe über der Burg ein Dorf für sein Personal gegründet. Leider ist ein Ritter dieses Namens unbekannt, der Name ist nirgendwo urkundlich belegt.

Bleibt noch der Name "Wachenbuchen". Er kommt von dem kleinen Bach, der durch den Ort fließt, durch die heutige Bachstraße. Im Volksmund hat er seinen Namen "die Bach". Der weibliche Artikel ist dabei nicht ungewöhnlich, denn man sagt ja auch "die Braubach, die Fallbach, die Krebsbach ( vielleicht weil die germanische Bezeichnung eine weibliche Endung hat). Wachenbuchen ist also das "Buchen an der Bach" oder "Bachenbuchen". Nun muß nur noch der erste Buchstabe ausgewechselt werden und die heutige Namensform ist entstanden. In der Tat sagen die Fachleute der deutschen Sprache - wie mir Studienrat Helmut Stein von der Hohen Landesschule übermittelte - daß tatsächlich so ein Zusammenhang bestehen könnte.
Die Buchstaben B und W sind nämlich eng miteinander verwandt. Das Wort "aber" zum Beispiel wird im hiesigen Dialekt zu "awwer". Besonders ist das der Fall vor hellen Vokalen wie a, e, i. Dagegen geschieht das nicht bei dunklen Vokalen wie o und u. Deshalb bleibt auch das zweite B in dem Wort Wachenbuchen erhalten, da bleibt es bei "Buchen". Aus dem ursprünglichen "Bachenbuchen" wird "Wachenbuchen".

Diese Form ist auch tatsächlich belegt. Zwar gibt es schon mehrfach die Namensform "Wachenbuchen" oder ähnlich. Erstmals taucht dieser Name 1243 als "Wagghenbuchen" auf. Die Buchstabenkombination "ggh" ist nur eine andere Schreibweise des Kehllautes "ch". Schon 1254 wird der Name "Wachenbuchen" verwendet. Auch danach gibt es wiederholt die Namensformen "Wachinbuchen" und "Wachinbüchin".

Die Geschichte Wachenbuchens

Wachenbuchen wird bereits 798 als "Bucha" urkundlich erwähnt. Die urkundliche Bezeichnung des Jahres 1243 "Wagghenbuche" kommt dem heutigen Namen schon sehr nahe. Wachenbuchen war Eigentum der Herren von Hanau, deren Vorfahren hier eine kleine Wasserburg hatten. Der Standort dieser kleinen Wasserburg ist heute ein Naturschutzgebiet, das bezeichnender Weise "An der Burg" genannt wird. Diese Burg wurde vermutlich im 6. Jahrhundert gebaut.

Das alte Rathaus, in dem heute eine Bücherei untergebracht ist, wurde im 16. Jahrhundert errichtet. Das Wappen über dem Aufgang weist auch heute noch auf die Zugehörigkeit Wachenbuchens zur Grafschaft Hanau hin. Wie man dem Kirchengebäude ansieht, ist es eine ehemalige Wehranlage aus dem 15. Jahrhundert. Sie ist mit einer festen Mauer umgeben, die mit der Ortsbefestigung verbunden war. Der Kirchturm aus dem Jahre 1437 hat Fenster, die stark an Schießscharten erinnern.

 

Vom Dorf zur Stadt

Wachenbuchen um 1920

Wachenbuchen um 1920

Die neue Zeit begann für Wachenbuchen und Mittelbuchen mit dem Bau der Eisenbahn von Frankfurt-Ost nach Hanau-West im Jahre 1848. Allerdings dauerte es noch einige Jahrzehnte, bis sich direkt Auswirkungen zeigten. Viele Arbeiter fuhren noch mit dem Fahrrad nach Fechenheim in die Chemische Fabrik, um das Geld für den Zug zu sparen.

Aber als 1912 eine Buslinie von Wachenbuchen über Mittelbuchen zum Bahnhof Wilhelmsbad eingerichtet wurde, da war der Anschluss an die weite Welt geschaffen. Die Arbeiter hatten Zugang zu den Fabriken in Frankfurt und Hanau und darüber hinaus.

Aber auch umgedreht strömten die Städter an den Sonntagen auf das Land, um den guten Apfelwein zu genießen. Mit 200 Besuchern konnte man im Sommer in Wachenbuchen und Mittelbuchen rechnen. Zu dem alten Dorfgasthaus kamen bis 1910 noch drei weitere Gaststätten hinzu. Ein Gastwirt und der Arzt hatten 1906 die ersten Autos im Dorf.

Die Landwirtschaft änderte sich nur langsam. Durch den Bevölkerungszuwachs waren einfach zuviele Menschen da, die nicht mehr alle in der Landwirtschaft Arbeit finden konnten. Da war es günstig, dass die Industrie hungrig nach Arbeitskräften war. Viele gingen jetzt in die Stadt zur Arbeit. Aber sie blieben im Dorf wohnen und hatten noch eine kleine Landwirtschaft. Typisch für diese Entwicklung ist die Hainstraße. Sie ist in den Gründerjahren zwischen 1870 und 1914 entstanden. Jedes Haus hatte aber noch einen Stall dabei und diente bis in die 30iger Jahre dieses Jahrhunderts der Nebenerwerbslandwirtschaft. Mit der Hainstraße wurde auch erstmals der alte Dorfkern wesentlich überschritten. Vorher gab es nur einzelne Häuser im Westen der Hauptstraße ( heute: Alt Wachenbuchen ) und im Süden des Ortes.

Verdienstmöglichkeiten im Ort waren dünn gesät. Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Diamantschleiferei auf, die zeitweise bis zu 150 Einwohnern den Lebensunterhalt sicherte.

Vor allem die Elektrifizierung erlaubte es vielen kleinen Handwerkern, sich selbstständig zu machen. Wasserleitung gab es ja schon seit 1897. Wachenbuchen spielte eben in mancher Hinsicht eine Vorreiterrolle. Die Haupteinnahmequelle für die Gemeinde waren der Wald und der Steinbruch bei Wilhelmsbad. Auch die Anlage der Villenkolonie Hohe Tanne seit 1910 sollte die Steuerkraft senken.

Die Landwirtschaft musste sich wandeln und anpassen. Wurden ursprünglich die Felder nur mit Kuhgespannen oder bestenfalls Pferden bearbeitet, so übernahmen nach dem Zweiten Weltkrieg die Traktoren und immer mehr Maschinen diese Aufgabe. Dadurch entstanden bis heute leistungsfähige Familienbetriebe. Aber die Landwirte sind heute eine Minderheit im Ort.

Dieser weitete sich vor allem in den 70iger Jahren mächtig aus. Zunächst wurde der Bereich südlich des Ortskerns erschlossen, dann die Gebiete westlich. Auch östlich entstand ein kleines Neubaugebiet. Dadurch stieg die Einwohnerzahl auf über 3.500. Im Moment entsteht ein weiteres kleines Neubaugebiet im Norden von Wachenbuchen.

Die Infrastruktur ist gut entwickelt. Es gibt ein Bürgerhaus, ein Stadtladen, einen Städtischen Kindergarten und ein Kindergarten der von der Kirchengemeinde getragen wird, Kirche und Gemeindehaus, einige Einzelhandelsgeschäfte, zwei Gaststätten, zwei Banken, eine Postfiliale, eine Bücherei, eine Arztpraxis, eine Zahnarztpraxis, eine Apotheke. Ganz hervorragend ist das Vereinsleben, das auf kulturellem und sportlichem Gebiet jedem etwas bietet.

Die Mittelpunktschule liegt zwischen Wachenbuchen und Mittelbuchen, weiterführende Schulen sind in Hanau und Bischofsheim. Seit fast 25 Jahren ist Wachenbuchen ein Teil der Stadt Maintal. Diese richtete eine neue Buslinie ein. Die Autobahn führt seit 1983 durch die Gemarkung und eröffnet den Zugang in die weite Welt. Das wirkt sich auch auf das Bewusstsein der Einwohner aus. Viele sind erst in den letzten Jahrzehnten zugezogen, viele sind Ausländer. Aber sie wohnen alle gern in dem Ort am Hang des Hühnerbergs, zwischen Wald und freier Feldflur, aber doch nahe dem pulsierenden Leben der Großstadt. Aus dem mehr beschaulichen Dorf ist ein moderner Stadtteil geworden, der attraktiv für die Alteingesessenen ist, aber auch neue Menschen anzieht.

Wachenbuchen ist nicht mehr das kleine beschauliche Dörfchen wie vor hundert Jahren. Wer behauptet, hier sei die Welt noch in Ordnung, der verschließt in romantischer Verklärung die Augen vor den großen Wandlungen, die auch vor Wachenbuchen nicht halt gemacht haben. Hier gibt es Probleme wie anderswo auch. Aber hier leben auch moderne und aufgeschlossene Menschen, die ihren Platz in der heutigen Zeit suchen und finden. Auch nach 1200 Jahren lohnt es sich, in den liebenswürdigen Wachenbuchen zuhause zu sein.

 










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